Lasst uns über postmigrantisches Theater sprechen!

DUENDE (ein Kollektiv für kollaborative Kunst und kritisches Wissen) und der Fachbereich Theaterwissenschaft Frankfurt/M laden Sie ein, Abstracts für ein Symposium/Workshop einzureichen zu

“Das postmigrantische Theater neu denken: Ursprünge – Entwicklung – Chancen – Potentiale”

Zum Thema:

Die postmigrantische Theaterbewegung (PMT) könnte als Off-Theater-Bewegung von marginalisierten Menschen gegen das hegemoniale/mainstreamige deutsche Theater betrachtet werden. Und in diesem Zusammenhang könnte sie als radikale theatrale/dramaturgische/ästhetische und vor allem politische Revolte gegen das deutsche Mainstream-Theater als nicht-deutscher Kunstangriff gleich zu Beginn des 21. Jahrhunderts bezeichnet werden. Auch wenn diese Rebellion unterdrückt scheint, ist das Potential, das sie hervorgebracht hat, immer noch lebendig und mächtig. Die ästhetische und politische Dimension dieser Bewegung verwebt den Widerstand mit dem kulturellen/kollektiven Gedächtnis. Die Implikationen der politischen Dimension sind der Widerstand gegen Unterdrückung, insbesondere gegen Rassen- und Klassenungleichheiten. PMT ist der theatrale Kampf um Erinnerung gegen das Ignorieren und ein Schlachtfeld für Utopien. Das Aufkommen der PMT etablierte eine neue dramaturgische/repräsentative Strategie, eine neue Ästhetik und Widerstandspolitik in der Kunst. Nationalstaaten, Grenzen, Migrationsbewegungen und Vertreibungen sind für Menschen immer traumatisch. Die rassifizierten und aus der Unterschicht stammenden PM-Theatermacher:innen und Künstler:innen, die ihren Standpunkt entwickelten, fanden schließlich eine Stimme, um ihre Unterdrückung und Traumata auszudrücken und wurden zu Vertreter:innen ihrer eigenen Widerstandserzählungen. Darüber hinaus gaben sie auch den Sprachlosen eine Stimme und schufen eine positive Darstellung derer, die keine hatten. Deshalb sind sowohl das kollektive Gedächtnis – das meist prothetisch ist – als auch die traumatischen Erfahrungen in der PMT-Praxis entscheidend. So versuchte das PMT, die abwesenden Geschichten und neuen Narrative zu erzählen. Außerdem kritisierte und untergrub PMT die hegemonialen und reduzierenden Diskurse der politischen Entscheidungsträger:innen. Andererseits war PMT auch eine intellektuelle Herausforderung und versuchte, einen radikalen off-disziplinären Dialog zwischen Künstler:innen, Akademiker:innen und Aktivist:innen zu initiieren. Das Ballhaus Naunynstraße in Berlin ist die erste kollektive Plattform, die eine Solidaritätsbewegung unter postmigrantischen Künstler:innen initiieren konnte.

Mehr als ein Jahrzehnt nach den Anfängen des PMT und der Beobachtung eines anhaltenden Wunsches nach Diversifizierung vieler deutscher Theater, fragen wir uns: Wie hat sich das PMT entwickelt? Ist es immer noch eine Gegenbewegung oder hat es sich längst institutionalisiert? Wie kann PMT heute verstanden werden und welche Chancen bietet es für das Theater und die Gesellschaft der Zukunft?

Diese und andere Fragen möchten wir mit führenden sowie neuen Theatermacher:innen und Künstler:innen des PMT diskutieren und auch deren künstlerische Praxis beleuchten. Wir wollen dieses Treffen so vielfältig wie möglich gestalten und denken daher über verschiedene Formate wie Diskussionsrunden, öffentliche Vorträge, Performances, Filme und Musik nach – aber natürlich sind wir auch offen für neue Vorschläge.

Wann:             27-29. May 2021

Wo:                 studioNAXOS Frankfurt a/M

Deadline für die Einreichung der Abstracts:         16. April 2021

Mögliche Themen könnten sein, sind aber nicht beschränkt auf:

– Beziehungen zwischen postmigrantischer Theaterbewegung und kulturellem Hintergrund und allgemeinem Trauma

– Trauma und die Rolle des Traumas in der dramatischen/ästhetischen Entwicklung des postmigrantischen Theaters

– Postmigrantisches Theater als ein neuer Weg zur alternativen Theaterbewegung

– Dramaturgien des Staates versus die postmigrantische Dramaturgie

– Dekolonisierung und postmigrantische Theaterbewegung

– Postmigrantische Theaterbewegung in neueren Gemeinschaftsbewegungen

– Potentiale für postmigrantische Theateraktivitäten und Zukunft

– Postmigrantisches Theater heute

– Theatrale / politische Rebellion gegen die postmigrantische Theaterbewegung

– Potenzial für neue alternative Bewegungen in der postmigrantischen Theaterbewegung

– Die Fähigkeit, Solidarität unter alternativen Theatern in Deutschland gegen neoliberale Politik aufzubauen

-Die Formen der Begegnung zwischen den migrantischen Künstlern der neuen Welle und den Residuen des postmigrantischen Theaters

-Interaktionen des PMT mit den anderen Zweigen des “deutschen” Theaters

Beiträge von Exil-/Migranten-/Gemeindetheatern (oder muttersprachlichen Theatern) zum alternativen Theater in Deutschland und Wege ihrer Auseinandersetzung mit dem Postmigrantentheater

Details

Wir laden hiermit Nachwuchswissenschaftler:innen und insbesondere von Doktorand:innen ein, sich zu bewerben.

Die Abstracts sollten nicht länger als 300 Wörter sein. Eine kurze Biographie ist ebenfalls erwünscht. Reichen Sie Ihr Abstract und Ihre Biographie bis spätestens 16. April 2021 an postmigrant@beyondallborders.eu ein.

Bitte beachten Sie, dass angenommene Teilnehmer ab dem 14. May 2021 ein erweitertes Abstract von 600-700 Wörtern einreichen sollten. Die erweiterten Abstracts und die Biografien werden vor dem Treffen/Workshop auf die Veranstaltungswebsite hochgeladen.

Bei Fragen kontaktieren Sie uns bitte unter postmigrant@beyondallborders.eu

Das Treffen wird organisiert von Hakan Altun und Antigone Akgün, in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Theaterwissenschaft Frankfurt/M der Goethe-Universität.